Ich habe ja, wie einige wissen werden, jahrelang in der Pflege gearbeitet. Das war nicht immer einfach und man hatte nie genug Zeit für Gespräche weil ja alles genau getaktet wird durch den medizinischen Dienst und die Krankenkassen. So sinnige Zeiten wie für das Kämmen 1-3 Minuten, Zahnpflege 5 Minuten und für den Oberkörper 8-10 Minuten. Brauchste mehr —-Pech gehabt. So hetzt man täglich von Bewohner zu Bewohner und versucht dabei auch noch menschlich zu bleiben. Oben drauf kommt dann noch ein hoher Krankenstand und ein unendlich häufiges einspringen. Ja da muss man sich selber manchmal daran erinnern, das es neben der Arbeit doch noch ein Privatleben gibt.
Dann hatte ich meinen Unfall und nun habe ich das Lager gewechselt. Von der Pflege in die Beschäftigung, oder wie ich immer so gerne sage zu den staatlich geprüften Mensch ärgere dich nicht Spielern. Ich bin jetzt zwar in der Lage mal einfach dem Bewohner mal zu zuhören und mich um die kleinen und großen Sorgen zu kümmern. Und ich weiß , wie das für andere aussieht. Da kommt eine, setzt sich zu den Bewohnern, klappt ein Buch auf und liest vor. Oder die holt Bewohner zum singen ab und bringt sie zurück und bittet dann man möge mit Frau B. zur Toilette zu gehen. Und das gerade jetzt, wo die Pflege doch die nächste Mahlzeit vorzubereiten hat. Und dann gehen „die“ auch noch recht früh und sind auch noch geschafft???? Ja was tun die eigentlich so?
Ich komme morgens auf die Ebene mit einem fröhlichen Guten Morgen und höre mir die täglichen Probleme an. Mit einem Blick in die Runde, frage ich mich wie es den Bewohnern geht und ob das was ich vorbereitet habe wohl machbar ist.
Frau B. ist wieder sehr weinerlich und Herr D. brummelt vor sich hin. Die Hörgeräte von Frau S. scheinen überhaupt nicht zu funktionieren, denn sie versteht ständig etwas total anderes und kann nicht verstehen warum ich so leise spreche. Frau E. ist richtig böse, weil ich gestern einfach so nach hause gegangen bin, ohne sie mit zu nehmen. Und die Angehörigen von Frau P. hat gelesen, das die Bewohner beschäftigt werden sollen und ihre Mutter hat doch erzählt, das niemand bei ihr war und das schon seit Wochen.Und so hat sie sich natürlich sofort schriftlich beschwert, denn das geht nun wirklich nicht.
Ich versuche dann eine Gruppe zusammen zu stellen und mit denen etwas zu machen, ohne der Pflege in die quere zu kommen. Und gerade als ich anfange etwas vor zu lesen, kommt das Küchenpersonal und scheint heute wieder so laut die Spülmaschine auszuräumen, das es eigentlich ein Wunder ist das auch nur ein Teller heil bleibt. Nun aber….ein neuer Versuch, kaum begonnen kommt der Arzt von Herrn O. und der sitzt natürlich ganz hinten…..Und kaum erneut begonnen, kommt die Angehörige von Frau P. und holt sie aus der Gruppe heraus.
Dann ist endlich Mittag. Ich gehe in unser Büro und man glaubt es kaum, aber auch wir müssen jeden Handgriff dokumentiere und reflektieren wie dieser und jener Bewohner noch mehr gefördert werden könnte.
Und am Nachmittag nachdem die Bewohner Kaffee getrunken haben, versuche ich sie in die Veranstaltung zu bringen. Was dann heißt: drei gebracht und hingesetzt, einer wieder aufgestanden und auf dem Weg mich zu suchen. Die nächsten drei gebracht und den einen der mich sucht, auch wieder mit gebracht. Die Veranstaltung geht fast eine Stunde und bei Ende springen natürlich alle gleichzeitig auf, um wieder zurück auf ihre Ebene zu gehen.
Und am Wochenende sitze ich am PC und suche mir Unterlagen heraus zum Basteln und suche nach Beschäftigung um mal etwas anderes zu machen, damit es nicht langweilig wird. Und ich plane was in der Kochgruppe gekocht werden soll und wie das wohl früher gemacht wurde. Ich kaufe die Sachen ein, die ich dafür brauche. Dann wird noch der Wetterbericht studiert, um zu schauen wann man spazieren gehen könnte und mit wem.
Aber ich mag den Job. Ich wünschte nur Pflege und Beschäftigung würden mehr zusammen arbeiten. Aber das kann ja noch werden, wenn alle versuchen für die Probleme des anderen etwas Verständnis auf zu bringen.